Wettrennen um die Wunderpille

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Neues Mittel gegen Hepatitis C trägt den Marketingnamen Sovaldi und kostet 1.000 Euro – pro einzige Tablette.

Medikamente werden von der Idee bis zur Zulassung etwa ein Jahrzehnt lang entwickelt, Forschung und Entwicklung kosten die Pharmakonzerne Milliardenbeträge. Das rentiert sich in einem niedrigen einstelligen Prozentbereich, während höchstens 0,1 % – eines von tausend Medikamenten – zu richtigen Gewinnbringern werden. Der Anteil von Blockbustern ist noch viel geringer, diese spülen jedoch das Geld in die Kassen der Konzerne zurück. Ob Aspirin, Viagra oder das Rheuma-Mittel Humira von Abbott (aktueller Blockbuster Nummer eins): Die Pharmaunternehmen sind auf solche Bestseller angewiesen, um überhaupt weiterwirtschaften zu können. Entsprechend scharf ist der Wettbewerb um Innovationen im Medikamente-Sektor.

Neues Wundermedikament GSC

Eine kleine, ovale und leicht gelb gefärbte Pille namens „GSC“ des kalifornischen Biotech-Unternehmens Gilead Sciences könnte der neue „Blockbuster aller Zeiten“ werden. Das Mittel gegen Hepatitis C trägt den Marketingnamen Sovaldi und kostet 1.000 Euro – pro einzige Tablette. Eine mit zwölf Wochen veranschlagte Therapie muss mit 84.000 Euro kalkuliert werden. Die Zulassung erfolgte im Februar 2014 gleichzeitig in Europa und den USA, seither stieg die Nachfrage so exorbitant, dass der Hersteller kaum mit der Produktion hinterherkommt. Dabei sind die Gewinnspannen enorm, denn die Medikamentenproduktion kostet nur einen Bruchteil des Verkaufspreises.

GSC-Sovaldi dürfte damit das Marketing-Rennen um den Profit bei einer einzigen Arznei vorläufig für sich entscheiden, obgleich andere Konzerne mit ähnlichen Entwicklungen aufwarten. Hinter der Verkaufsstrategie steckt Kalkül: So ein Kassenschlager muss es bringen, um die vielen Flops auszugleichen, die Pharmakonzerne schon immer zu verkraften haben. Eine Studie von McKinsey belegt, dass zwei Drittel der Neueinführungen die Geschäftserwartungen nicht erfüllen können, von den vielen Entwicklungen, die es nicht zur Zulassungsreife schaffen, ganz abgesehen. Hemant Ahlawat von McKinsey weiß das zu begründen: Der volle Wert von erfolgreichen Medikamenten müsse aus unternehmerischer Sicht ausgeschöpft werden, so der Unternehmensberater. Krankenkassen, welche die teuren Therapien überwiegend finanzieren, beklagen das zwar lautstark. Die Konzerne hätten jedoch laut der McKinsey-Studie kaum eine andere Wahl, als bei Blockbustern kräftig zuzulangen, so lange deren Patentschutz gelte.

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