Studie zeigt Vererbung von Stresserkrankungen

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Die psychische Belastung von Menschen und anderen Säugetieren wirkt sich auf ihre Enkel aus. Das hat eine US-Studie belegt, die nachwies, dass traumatische Ereignisse Schalter im Erbgut so umstellen können, dass sich die Aktivität von Genen verändert. Nachfahren bis zur dritten Generation sind mitbetroffen.

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Genetisch fixierte Erinnerungen

Dass die Kindheit den Schlüssel zu unserer seelischen Gesundheit oder unseren Krankheiten liefert, wusste schon der Psychoanalytiker Sigmund Freud. Wie das auf neurophysiologischer Basis abläuft, beginnen die Forscher erst im 21. Jahrhundert richtig zu verstehen. Bei ihren Studien stießen amerikanische Wissenschaftler aus Atlanta auf weitergehende, bislang nur wenig vermutete Ergebnisse: Die Lebensgeschichte unserer Vorfahren spielt eine weitaus größere Rolle für unser Leben, als wir bislang glauben konnten (oder wollten). Das wirft ein neues Licht auf die Generation der um 1950 bis 1970 Geborenen, deren Großeltern in Europa den Krieg miterlebt haben.

Die Wissenschaftler der Emory University School-of-Medicine (Atlanta/Georgia) wiesen in einem Mäuseexperiment nach, dass negative Erlebnisse von Großeltern auf die Enkelgeneration durchschlagen. Beim Experiment wurde den Nagern per Elektroschock beigebracht, dass Acetophenon – ein Mandelgeruchsstoff – Schmerzen auslöst. Ihre Enkel zuckten daraufhin ebenfalls ohne jegliche Schmerzerfahrung beim Geruch von Acetophenon zurück. Das berichteten die Forscher in der Novemberausgabe 2013 von „Nature Neuroscience“. Selbst der Geruchskortex der Enkel-Mäuse war neuroanatomisch verändert, das lässt sich nur durch Genveränderungen begründen.

Schlüssel durch Epigenetik entdeckt

Die Wissenschaftler aus Atlanta vermuten, dass die Regulationsstrukturen zu den Genen verändert werden, die schon länger der Forschungszweig der Epigenetik beobachtet. Diese DNA-Strukturen machen einen signifikanten Teil des Erbgutes aus, sie sind aber nicht das Erbgut selbst. Vielmehr funktionieren sie wie ein Schalter, der die Funktion von Genen anregt oder unterdrückt. Durch Traumata verändern diese Schalter ihre Funktionsweise in manchmal prekäre Richtungen. Bei Menschen könnte das dazu führen, dass posttraumatische Stresserkrankungen wesentlich schneller ausbrechen, weil die Großeltern im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges davon betroffen waren (und nie behandelt wurden). Die Enkelgeneration – Menschen von heute 40 bis 60 Jahren – leiden dann mehr und häufiger auch unter relativ geringfügigem Stress.

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