Privatpatienten: Lukrative Kunden für Arztpraxen?

patientin-arzt
Eine interessante Untersuchung des Statistischen Bundesamts brachte es ans Licht: Die wirtschaftliche Situation der Ärzte in Deutschland ist stark vom Anteil der Privatpatienten abhängig.

Zwar machen auch die Einnahmen aus den Individuellen Gesundheitsleistungen (IGel) einen nennenswerten Anteil an den Gesamteinnahmen aus, die der gesetzlich Versicherte aus eigener Tasche oder aus einer privaten Zusatzkrankenversicherung zahlen muss, maßgeblich sind es aber die Privatpatienten, die Einfluss haben auf die wirtschaftliche Situation einer ambulanten Praxis.

Ohne privatärztliche Tätigkeit erwirtschaftet eine Praxis durchschnittlich 323.000 Euro, macht der Anteil der Privatpatienten bis zu 25 Prozent aus, liegen die Einnahmen bei rund 398.000 Euro. Geht die Menge der Privatpatienten sogar auf bis zu 75 Prozent hoch, machen die Einnahmen ganze 781.000 Euro aus. Im Verhältnis liegt der Reinertrag bei einer ähnlichen Größenordnung, er beträgt bei Praxen mit bis zu 75 Prozent rund 321.000 Euro, während Praxen ohne Privatpatienten nur auf 163.000 Euro kommen.

Natürlich spielt auch die Fachrichtung des Arztes eine Rolle, hier schneiden Chirurgen deutlich besser ab als eine klassische Hausarztpraxis. Trotzdem sind diese Zahlen des Statistischen Bundesamts durchaus ein Indiz dafür, dass Privatpatienten die Klientel sind, an der ein Arzt am besten verdient. Ungeachtet dessen, ob der Patient in der privaten Vollversicherung ist oder ob eine zusätzliche private Krankenversicherung für die Kosten aufkommt, erwirtschaftet ein Mediziner mit seiner Praxis offenbar dann besonders gute Zahlen, wenn er möglichst viele Privatpatienten behandelt.

Für Privatpatienten bleibt angesichts solcher Zahlen der Eindruck, dass jede medizinische Maßnahme doppelt hinterfragt werden muss. Nicht selten tragen Privatversicherte einen Selbstbehalt aus eigener Tasche, und dieser kann je nach Tarif bei teuren Arztrechnungen recht hoch sein. Letztlich muss man sich als Privatversicherter also fragen, ob wirklich jede Behandlung medizinisch notwendig ist oder ob sie durchgeführt wird, weil die wirtschaftliche Situation der Praxis ausschlaggebend ist.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen