Das Jahr 2013 als Wendepunkt für die private Krankenversicherung oder alles nur Wahlkampf?
Die private Krankenversicherung steht schon länger in der Kritik, konnte aber stets gerade aufgrund seiner Leistungsfähigkeit und der damit einhergehenden Attraktivität sich behaupten. Entsprechend war Jahrzehntelang ein spürbares Mitgliederwachstum in die PKV zu verzeichnen. Seit 2012 ändern sich nun die Vorzeichen.
Der Druck auf die privaten Krankenversicherungen wächst
Das vergangene Jahr dürfte kein gutes Jahr für die private Krankenversicherung gewesen sein. Nach sehr langer Zeit gab es einen Mitgliederschwund von etwa 20.000 Versicherten. Bei etwa neun Millionen privat Versicherten ist dies zwar keine bedrohliche Wechselbewegung in die gesetzliche Krankenversicherung, jedoch könnte diese neue Situation ein Zeichen für die derzeitigen Probleme der Privaten sein. Denn Jahrzehntelang wechselten mehr Menschen von der GKV in die PKV als das es Wechsler von der GKV in die PKV gab. Es scheint so, als hätte die Attraktivität der Krankenvollversicherung an Glanz verloren. Neben der neuen Realität hinsichtlich der Wechselbewegungen, muss sich die PKV seit Jahren nicht nur harscher Kritik erwehren, sondern auch gegen Konzepte argumentieren, welche die Beendigung der privaten Vollversicherung vorsieht.
Einheitsversicherung als Wahlkampfthema oder eine echte Alternative?
Die aktuelle Kritik und entsprechende Angriffsflächen hat die PKV zum Teil selbst verursacht. Insbesondere die Strategie der Billigtarife hatte in den vergangen Jahren für viel Unmut gesorgt. Hier wurde eine Positionierung als günstige Alternative zur GKV eingenommen, welche gerade hinsichtlich der Leistungen zu Diskussionen führte. In den bekannten Tarifvergleichen für die private Krankenversicherung rangierten diese Tarife dann stets auf den obersten Plätzen. Neben den schwachen Leistungen konnte auch die angesprochene Zielgruppe für diese Tarife und damit für die Versicherer zum Problem werden, insbesondere dann wenn ein Tarif nur aus Kostengründen gewählt wurde. Das Problem von säumigen Versicherten häufte sich dementsprechend. Daneben hatten in den vergangenen Jahren auch hohe Beitragssteigerungen für negative Schlagzeilen gesorgt. Und gerade hierbei scheint es doch einen Zusammenhang von Billigtarifen, Beitragssteigerungen und säumigen Versicherten zu geben. Denn gerade wenn bei den Billigtarifen die PKV Beiträge angehoben wurden, sahen die Steigerungen zunächst prozentual recht hoch aus. Und da hier auch Mitglieder versichert waren, welche wirtschaftlich eher schwach waren, konnte es schnell zu Zahlungsschwierigkeiten kommen. Gerade solche Themen mit sozialem Charakter werden dann auch immer wieder gerne von der Politik aufgegriffen, da sie sich auch recht gut als Wahlkampfthema eignen.
Neben Parteien wie die LINKE, den Grünen und der SPD, erstellen jedoch auch Verbraucherschützer und Stiftungen Konzepte für eine Einheitsversicherung bzw. Bürgerversicherung. Diese Konzepte sehen ein einheitliches Krankenversicherungssystem nach Vorbild der GKV vor. Es darf damit gerechnet werden, dass gerade im aktuellen Wahljahr hier eine entsprechende Thematisierung erfolgen wird. Wie ernst es den politischen Akteuren damit ist, wird sich erst nach der Wahl beurteilen lassen. Für die PKV indes dürfte die aktuelle Situation ungemütlich sein, da zumindest ein wenig Ungewissheit zur Zukunft herrscht. Dementsprechend sind auch potentiell Interessierte Versicherte zurzeit eher zurückhaltend, wenn es um einen angedachten Wechsel geht.
[KV Vergleich]
So kurz vor der Wahl dient das Thema PKV immer als Wahlkampfthema. Das ist tatsächlich nichts Neues. Die Frage die sich stellt ist, wie ernst ist es den Parteien diesmal und haben die eine Chance auf Veränderung. Obwohl ich mich immer gerne überraschen lasse, steht eine Veränderung wohl nicht an. Wenn man sieht wie sich die die SPD selbst ein Bein nach den anderen stellt, dann dürfte sie in einer potentiellen großen Regierungsbildung nur als Juniorpartner daherkommen. Ob da die PKV tatsächlich wegfallen könnte wage ich heute noch zu bezweifeln.