Gewalt in der Pflege ist eine Herausforderung, der sich Politik, Gesellschaft und Pflegeeinrichtungen stellen müssen.
Für die Betroffenen und ihre Angehörigen ist es ein erschreckendes Szenario: Pflegekräfte sind überfordert, pflegende Familienmitglieder wissen nicht, was sie tun sollen. Jeder Mediziner kennt die Situation, wenn ein Pflegefall in der Familie zum Zusammenbruch des bisherigen Lebens führt. Die Berliner Beratungsstelle „Pflege in Not“ hat sich dieses Themas schon vor 15 Jahren angenommen, sie will Pflegende auf ihrem manchmal langen Weg wirkungsvoll unterstützen. Noch vor wenigen Jahren war Gewalt in der häuslichen Pflege ein Tabu-Thema, eine Einrichtung wie „Pflege in Not“ stand in der öffentlichen Kritik. Doch nach vielen Jahren kontinuierlicher Arbeit an dem sensiblen Thema wird klar, wie wichtig es ist, offen mit der Problematik umzugehen. Ziel der Organisation ist es deshalb, Verständnis dafür zu schaffen, dass eine Pflegebedürftigkeit zu hohen Belastungen für alle Beteiligten führt.
Doch auch die Politik ist stark gefordert. Deutschlandweit gibt es 14 pflegeergänzende Spezialberatungsstellen. Fast alle leiden unter chronischen Finanzierungsproblemen. Angesichts des zunehmenden Bedarfs an Pflegeplätzen ist auch hier dringender Handlungsbedarf gegeben. Dabei ist die Pflegeberatung scharf von der Spezialberatung abzugrenzen, die die Betroffenen in Einrichtungen wie „Pflege in Not“ erfahren. Mehr denn je ist die Politik im Rahmen der anstehenden Pflegereform gefragt, für zukunftsweisende Lösungen zu sorgen und die erforderlichen Mittel bereitzustellen.