Krankenkassen, Haftpflichtversicherungen und die Not der Hebammen

Dem Berufsstand der Hebammen geht es zunehmend schlechter in Deutschland. Für viele Frauen ist die eigentliche Tätigkeit im Berufsbild der Hebamme eine Berufung oder ein Traumberuf. Doch in den vergangenen Jahren ziehen dunkle Wolken über den Berufstand auf. Die wesentlichen Gründe für die aktuellen Schwierigkeiten liegen im Gehalt und den explodierenden Kosten der Versicherungsprämien für die Haftpflichtversicherung.

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Steigende Beiträge Haftpflichtversicherung

Ein geradezu absurdes Bild lässt die Entwicklung der Beiträge für die Haftpflichtversicherung zu. So hat sich nach einer aktuellen Studie der Beitrag für Berufs-Haftpflicht in den vergangenen 10 Jahren (2002-2012) extrem erhöht. Freiberufliche Hebammen müssen nun ab Juli etwa 500 Euro mehr für ihre Berufs-Haftpflichtversicherung aufbringen. Und auch in den beiden Jahrzehnten zuvor gab es extreme Beitragssteigerungen (Vgl. Grafik).


Beitragssteigerungen in solchen Ausmaßen wären in Bereichen der Krankenversicherung oder auch anderen mitgliederstarken Versicherungen nicht möglich und würden schnell ein sehr großes Medienecho nach sich ziehen. Nicht so in der Haftpflichtversicherung für freiberufliche Hebammen. Die Gründe dafür können als ein Spiegel unserer aktuellen Gesellschaft gesehen werden. So sind hier nicht wie man vermuten könnte ein starkes Wachstum oder eine deutliche Zunahme an Schadensfällen die Ursache für die Preisexplosion. Es ist eher der Fall, dass gerade die Krankenkassen von Betroffenen nun vermehrt Ihre entstandenen Zusatzkosten bei Hebammen geltend machen. Erschwerend kommt hinzu, dass dieser Zweig kaum einen Preiswettbewerb zulässt, wodurch auch ein einfacher Tarif- oder Anbieterwechsel keine Besserung bringt.

Krankenkassen in der Kritik

Gerade die Krankenkassen stehen nun im Fokus der Diskussion. Denn hinsichtlich der Honorare sind sie derzeit die ersten Ansprechpartner. Mit Blick auf die enorm hohen Überschüsse in Milliardenhöhe aus dem vergangenen Jahr (wir berichteten: Diskussion Krankenkassen Milliardenüberschuss; 11. März 2012), werden nun erste Stimmen laut, hier zu reagieren. Sehr aktiv hat sich auch Gesundheitsminister Daniel Bahr in die Diskussion eingebracht und fordert nun die Sorgen der Hebammen „ernst zu nehmen“ und ein Honorar zu erdenken, welches angebracht ist.

Probleme der Hebammen als trauriges Bild der Gesellschaft

Der Geburtenrückgang in Deutschland hat mittlerweile dazu geführt, dass auch die hiesige Wirtschaft unter einen bald bedrohlichen Fachkräftemangel leidet. Kinder werden bei vielen Menschen nur noch als Belastung gesehen, welche der eigenen Karriere, dem persönlichen Glück oder dem Wohlstand im Wege stehen. Wer sich in seinen Bekanntenkreis umsieht, wird häufig sehen, dass Kinderlosigkeit bald die Regel statt die Ausnahme bildet und viele junge Menschen haben eine Lebensplanung, welche keine Kinder vorsieht. Das Ergebnis dieser Entwicklung sind menschenleere Regionen, verödende Innenstädte und letztendlich Armut. Denn wenn es bald zu wenige Beitragszahler für die Sozialsysteme gibt, wird im nächsten Schritt nicht genug zum Verteilen da sein. Dieses Szenario ist bereits in einigen Regionen dieser Republik die Realität. Und es sieht derzeit nicht so aus, als würde diese Entwicklung gestoppt werden können. So verwundert es auch nicht, dass Hebammen kaum noch eine Lobby haben und finanziell einfach abgewürgt werden.

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