Studie: Die klassischen Suchtkriterien werden bei Sportsucht erfüllt.
Sport gilt allgemein als positiv und ist es auch, dennoch kann er zur Sucht mit all den typischen Symptomen inklusive der Entzugserscheinungen (Aggressivität, Unruhe) führen. Das belegt eine aktuelle Studie der Universität Erlangen-Nürnberg, die unter Leitung des Sportpsychologen Heiko Ziemainz angefertigt wurde. Fazit der Untersuchung: Die klassischen Suchtkriterien werden erfüllt. Sportsüchtige vernachlässigen ihre sozialen Kontakte, erleiden berufliche Ausfälle und versuchen Sport um jeden Preis zu treiben.
Sportsucht ist nicht gesund
Mäßiger Sport ist zweifellos gesund, Sportsucht ist es unzweifelhaft nicht. Denn auch der Körper leidet, wenn manche Jogger ihren Fersenballen bis zur Knochenhaut herunterlaufen. Man rechnet Sport zu den nicht stoffgebundenen Süchten, der Kick kommt allein aus den körpereigenen Endorphinen. Das kann auch mit Arbeit, Sex, Shoppen und Spielen passieren und ist noch zu wenig erforscht, um klare Grenzen zu ziehen, ab denen eine Person als süchtig gelten muss. Bei Alkoholabhängigen etwa gibt es diese Grenzen, die Forschung hierüber ist schon mehrere Hundert Jahre alt. Doch die Sportsucht ist gefährlich, denn bei vielen Sportarten – gerade bei den beliebten Ballspielen, aber auch beim Tischtennis – werden Bänder, Gelenke, Sehnen und Muskeln extrem belastet. Wer so etwas als Süchtiger betreibt, muss körperlich sehr krank werden, das liegt auf der Hand.
Die Forscher der Uni Erlangen-Nürnberg entwickelten nun einen Fragenkatalog, um das Suchtpotenzial auszufiltern. Demnach ist sportsüchtig, wer bei Verzicht auf das Training launisch und reizbar wird, berufliche und familiäre Konflikte wegen der Sportausübung hinnimmt sowie eindeutige körperliche Signale ignoriert. Im Ergebnis konstatierten die Wissenschaftler einen Anteil von rund 4,5 % an Sportsüchtigen bei den befragten Studienteilnehmern, die einen repräsentativen Querschnitt aus Profi-, Semiprofi- und Amateursportlern darstellten. Diese Zahl dürfe man ruhig für die Gesamtbevölkerung annehmen, so Studienleiter Ziemainz.