Studie: Der letzte Einruck zählt noch mehr als der erste Eindruck
Der erste Eindruck zählt, das weiß der Volksmund. Der letzte zählt noch mehr, haben Psychologen der Universität Stanford unter der Leitung von Emily Garbinsky herausgefunden. In einer Studie, die letzte Woche im Fachmagazin Psychological Science veröffentlicht wurde, wiesen sie nach, dass das letzte Empfinden bei der Begegnung von Menschen, dem Genuss einer Speise oder der Erinnerung an einen Urlaub absolut dominiert. Die Psychologen nennen das den Rezenz-Effekt, der experimentell nachweisbar ist. In Stanford nutzte man bemerkenswerterweise die Erinnerung an ein Essen, vielleicht wegen des unverfänglichen Studienaufbaus. Jedoch warnte das Forscherteam eindringlich davor, diesen Effekt zu vernachlässigen: Er wirke auf allen Ebenen und in allen Bereichen, so die Wissenschaftler, und beeinflusse nicht nur Dates mit einem potenziellen Lebenspartner, sondern auch Vorstellungsgespräche. Der letzte Bewerber könnte demnach meist die besten Karten haben, wenn er ansonsten keine Defizite aufweist.
Absurde Urteile durch die Rezenz
Der beschriebene Effekt sorgt für paradoxe und absurde Urteile, von denen die Bevorzugung des letzten Kandidaten eines Bewerberparcours noch das harmloseste ist. Als weitaus gravierender gilt die Beurteilung der Lebensqualität vor dem Tod oder die Schmerzwahrnehmung. Viele Menschen wünschen sich ein tolles, wenngleich etwas kürzeres Leben mit plötzlichem Tod und ziehen das einem langen, in den letzten Jahren aber nicht mehr so freudvollen Leben vor. Bei Schmerzen bevorzugen Probanden hingegen einen nachlassenden, wenngleich längeren Schmerz gegenüber dem kurzen, aber sehr intensiven Schmerz. Wer diese Effekte kennt, so das Fazit der Studie, kann damit trefflich andere Menschen beeindrucken: Politikerreden mit grandiosem Finale lassen grüßen.